75 Jahre und kein bisschen leise

75 Jahre und kein bisschen leise

Das Collegium Musicum begeht sein 75jähriges Jubiläum mit amerikanischer Musik

Der Andrang war so groß, dass kurz vor Beginn des Konzertes noch zusätzliche Stühle in den bis auf den letzten Platz besetzten Kursaal gestellt werden mussten. Vorfreude und große Erwartung mischten sich in die Neugier auf das außergewöhnliche Programm zum 75jährigen Jubiläum des Collegium Musicum, das ganz im Zeichen der amerikanischen Musikgeschichte stand. Und bereits im Foyer wurden die Konzertbesucher durch zahlreiche kreativ gestaltete Stellwände, die Schülerinnen und Schüler des Siebengebirgsgymnasiums gestaltet hatten, über die amerikanischen Komponisten und Komponistinnen des Programms in Text und Bild umfassend informiert.   

Das Konzert durch Jaydon Morouse moderieren zu lassen, erwies sich als kluge Entscheidung: Der Schüler des Siebengebirgsgymnasiums führte das Publikum souverän und mit Witz und interessanten Informationen durch das Programm. Nach der mitreißenden „Fanfare for he Common Man“ von Aaron Copland, die von 12 Blechbläsern von der Empore des Kursaals im Wechsel mit dem Schlagzeug auf der Konzertbühne erklang, begrüßte Morouse das Publikum in perfektem „american english“. Ein gelungener Einstieg in das Amerika-Programm.

Dann folgte das ruhige Largo aus Dvoraks 9.Sinfonie (“aus der neuen Welt “) als Bindeglied zwischen Europa und dem neuen Kontinent. Das zauberhafte Leitthema ließ Dirigent Rolf Beitzel zunächst vom Publikum mitsummen, bevor das Orchester den ganzen Satz einfühlsam interpretierte.

The American Way of Music

Im Mittelpunkt des Konzerts aber stand George Gershwins populäre „Rhapsody in Blue“, diese einzigartige und mitreißende Synthese von Jazz und Kunstmusik. Markus Krebel, der vielen Honnefern bereits als herausragender Pianist und Klavierlehrer bekannt ist, spielte das Werk mit gefühlvoller Leichtigkeit und rauschender Virtuosität. Das begeisterte Publikum „erklatschte“ sich ein furioses Stück aus dem „Fluch der Karibik“ als Zugabe.

Dann eine Neuentdeckung: Wer kannte bislang Florence Price? Ende des 19. Jahrhunderts geboren, war sie die erste afroamerikanische Frau, die als klassische Komponistin in den USA bekannt wurde. Das Orchester spielte den flotten „Juba Dance“, einen bei afrikanischen Sklaven beliebten Stepptanz, und nach der Pause die Konzertouvertüre Nr. 2, in der die Komponistin alte Gospels und Spirituals als Leitmotive aufnimmt und zu hochromantischer sinfonischer Musik verarbeitet.

Rolf Beitzel, langjähriger und prägender Dirigent des Collegium Musicum überraschte und beeindruckte dann im südamerikanischen Teil des Konzerts als Solist am Akkordeon mit Astor Piazollas “Adios Nonino”, einem melancholischen Kleinod, das der wohl bekannteste argentinische Komponist schrieb, als er vom Tod seines geliebten Vaters erfuhr.

Sein vermeintliches Lieblingsstück spielte das Orchester schließlich zum großen Finale mit dem „Danzon No. 2“ des mexikanischen Komponisten Arturo Marquez. Es spiegelt die südamerikanische Seele und deren Temperament wider. Mit seinen ständig wechselnden Rhythmen und Tempi eine musikalische Herausforderung. Die Freude und Begeisterung der Musiker und Musikerinnen übertrug sich auf das Publikum, das sich mit standing ovations bei „ihrem“ Collegium Musicum bedankte.

Das Collegium Musicum, das unter der Leitung von Rolf Beitzel zu neuer Hochform fand, stellte mit seinem Jubiläumsprogramm eindrucksvoll unter Beweis, wie jugendlich frisch und lebendig es auch im 75sten Jahr seines Bestehens ist.

Musiker, Musikerinnen, Freunde und langjährige Weggefährten feierten nach dem Konzert das Jubiläum im evangelischen Gemeindehaus.

Hier finden Sie Fotos vom Jubiläumskonzert.